Genau gestern vor einem Jahr konnte Eliud Kipchoge die 2-Stunden-Schallmauer brechen und er lief am 12.10.2019, in Wien auf der Hauptallee, die 42,195 km in einer Zeit von 1:59:40. Doch die Frage, die sich hier jedoch viele sportbegeisterte Menschen stellen, ist: „Wie schnell kann der Mensch einen Marathon laufen?“, „Wo ist das Limit im Marathon?“. Menschen sehen einen Marathonlauf nicht nur als Ansporn dafür, über 42 km am Stück zu laufen, sondern auch als Möglichkeit, über persönliche Grenzen hinauszuwachsen. Jährlich finden hunderte Marathon-Events auf der ganzen Welt statt, wobei die meisten Teilnehmer das Ziel verfolgen, das Beste aus ihrem Kampf gegen die Zeit herauszuholen. Trotzdem lässt ein Blick auf Platzierungslisten erkennen, dass es bei den Zeiten eine große Schwankungsbreite gibt. Der Mensch ist ein Individuum mit unterschiedlichsten körperlichen Voraussetzungen. Nicht jeder kann im Sport dieselbe Leistung erbringen, da sich das Zusammenspiel physiologischer Parameter bei jedem unterscheidet. Rekorde zu brechen und menschliche Topleistungen zu erreichen, ist beinahe für jeden Hochleistungssportler Ziel seiner Karriere. Nach wie vor werden Bestzeiten unterboten, wie auch Kipchoge in seinem Breaking-2-Event in Wien zeigen konnte. Wenn man sich die Physiologie genauer ansieht, dann ist die Höhe der Dauerleistung ist im Wesentlichen von drei physiologischen Faktoren abhängig, nämlich von der maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max), der Ausnutzung an der Dauerleisungsschwelle bzw. anaerobe Schwelle (%VO2max) und der Laufökonomie (RE). 1 Einflussfaktoren auf die Laufleistung (Bassett & Howley, 2000, S. 78). Mit dem Modell in der obigen Abbildung soll die Dauerleistungsfähigkeit eines Langstreckenläufers verdeutlicht werden, wobei die VO2max sowie der %VO2max an der anaeroben Schwelle (ANS) Einfluss auf die Sauerstoffaufnahme (VO2) an der ANS nehmen. Schlussendlich bestimmen jene Faktoren, und auch die RE, die maximale Laufgeschwindigkeit für die jeweilige Belastungsdauer. Deutlich wurde allerdings, dass drei wesentliche physiologische Determinanten, nämlich VO2max, %VO2max an der ANS und RE eine starke Aussagekraft über die Ausdauerleistungsfähigkeit haben. Sie können mithilfe der Leistungsdiagnostik analysiert werden und haben Einfluss auf jene Prozesse, die hinter dem Laufsport ablaufen und sind ausschlaggebend dafür, was ein Athlet leisten kann beziehungsweise muss, um als Topläufer zu gelten. Anhand der Auswertung des Tools der Triathlon Crew Cologne2 würde eine Marathonzeit von 1:59:40 auf folgende Werte schließen lassen: Eine VO2max von 83 ml/min/kg, eine prozentuelle Ausschöpfung dieser bei 85% bei einer Geschwindigkeit von 21,29 km/h und eine VO2 von 71 ml/min/kg bedeuten. Seine Laufökonomie liegt laut den Berechnungen bei 200,09 ml/kg/km. Obwohl Eliud Kipchoges Zeit aus dem Jahr 2019 nicht in einem offiziellen Rennen anerkannt wurde und dadurch kein „offizieller“ Rekord ist steht fest, dass es nicht unmöglich ist, unter zwei Stunden einen Marathon zu bewältigen. Dass dabei gewisse körperliche Voraussetzungen, neben großem Talent, notwendig sind, sollte nicht außer Acht gelassen werden. Der Wissenschaftler Michael Joyner gilt mit seiner Arbeit als einer der Vorreiter der Untersuchung limitierender Faktoren der menschlichen Ausdauerleistung. Seine Forschung beruht auf hypothetischer Modellierung der Marathonlaufzeiten auf Basis einer Kombination bereits bekannter Maximalwerte von Eliteathleten, genauer gesagt der VO2max, dem %VO2max an der ANS und der RE. Mit den berechneten Kombinationsmöglichkeiten der drei beschriebenen physiologischen Parameter wird ein Konzept geliefert, das begrenzende Faktoren der Ausdauerleistungsfähigkeit des Menschen untersucht und auf dessen Grundlage eine möglichen Marathonlaufzeit prognostiziert. Dieses Modell wurde anhand einer Reihe von Werten dieser Variablen von männlichen Top- Langstreckenläufern erstellt, um die physiologisch bestmögliche Marathonleistung abzuschätzen. Daraus lässt sich eine theoretische Marathonzeit von 1:57:58 Stunden prognostizieren. Weiteres geht Joyner aber auch darauf ein, dass die VO2max nicht alleine entscheidend für eine Bestleistung ist, da auch schon Weltrekorde mit Werten von 70 ml/min/kg gebrochen werden konnten.3 Eines ist jedoch klar, egal ob prognostizierte Limits vieler Forschungsarbeiten erreicht werden oder nicht, es soll nie das Wesentliche im Sport aus den Augen verloren werden. Nämlich, dass Sport eine Leidenschaft ist, die von vielen Menschen geteilt wird. Denn die Bewegungen hält uns am Leben! Bassett, D. R., Jr., & Howley, E. T. (2000). Limiting factors for maximum oxygen uptake and determinants of endurance performance. Medicine and Science in Sports and Exercise, 32(1), 70-84. https://triathloncrewcologne.de/marathon-kalkulation/ Joyner, M. J. (1991). Modeling: optimal marathon performance on the basis of physiological factors. Journal of Applied Physiology, 70(2), 683-687.